Altdorfer Flexmarkt: Dezentrale Flexibilität im netzdienlichen Realbetrieb

München/Regensburg, 19. Oktober 2022: Bayerischer Energiepreis 2022 für die FfE München und die Bayernwerk Netz GmbH in der Kategorie „Energieverteilung inkl. Netzdienstleistungen - Wärme, Strom, Gas etc. sowie Speichertechnologien“ für das Projekt Altdorfer Flexmarkt: Dezentrale Flexibilität im netzdienlichen Realbetrieb.

Die Transformation des Energiesystems geht mit einem grundlegenden Wandel einher: weg von zentralisierten, fossilen Versorgungsstrukturen hin zu einem dezentralen, erneuerbaren System. Diese Entwicklung macht die Stromnetze zum „Rückgrat der Energiewende“. Der Altdorfer Flexmarkt stellt mit einer Austauschplattform ein Konzept zur Nutzung der im Stromnetz vorhandenen Flexibilität dar. Die Zielgruppe des Praxistests, der von Oktober 2019 bis Ende 2020 in Altdorf im Landkreis Landshut durchgeführt wurde, sind Besitzer und Betreiber von sogenannten Flex-Optionen, also von steuerbaren Energie-Erzeugungs- und –Verbrauchsanlagen. Mit Hilfe von intelligenten Messsystemen (iMSys) können Einspeise- und Verbrauchsspitzen reduziert und das Stromnetz optimal ausgelastet werden. „Durch Konzepte wie dem Altdorfer Flexmarkt können künftig mehr Erneuerbare Energien und neue Verbraucher in das bestehende Netz integriert und Netzengpässe vermieden werden“, so Simon Köppl (FfE), Projektleiter der Altdorfer Flexmarktes.
Der Altdorfer Flexmarkt wurde von der FfE, einem energiewirtschaftlichen Forschungsinstitut aus München, und dem Netzbetreiber Bayernwerk Netz im Rahmen des Projekts C/sells entwickelt und erprobt. Der Altdorfer Flexmarkt integriert kleinteilige Anlagen wie Wärmepumpen, Elektrofahrzeuge und PV-Anlagen über marktliche Mechanismen in das Netzengpassmanagement der Netzbetreiber. So wird neuen Akteuren die Chance zur Teilnahme an der Energiewende und auch zur Vermarktung geboten. Der daraus resultierende Wettbewerb führt zu Kosteneffizienz bei der Behebung von Netzengpässen und zur Einsparung von CO2-Emissionen.
Beim Altdorfer Flexmarkt liegt ein großes Augenmerk auf Partizipation der lokalen Bevölkerung. Neben Informationsveranstaltungen gelten die Aktivierung von intrinsischen Motivationsgründen, wie der aktive Beitrag zur Energiewende, als wichtige Erfolgsbausteine. Auch die Einbeziehung regionaler Vorbilder zeigt sich als entscheidend. Neben durchgeführten Bürgerdialogen erlangte das Projekt mit der aktiven Unterstützung des Altdorfer Bürgermeisters als Feldversuchsteilnehmer mit einer kommunalen Anlage eine große Bekanntheit in der Region und weckte Interesse zur Teilnahme.
Für die technische Umsetzung sorgen intelligente Messsysteme, wodurch die sichere Übertragung von Messwerten und Schaltbefehlen gewährleistet wird. Durch umfangreiche Analysen zu Zuverlässigkeit, Latenzzeiten und Datenvolumina der Infrastruktur wurde gezeigt, dass die iMSys-Infrastruktur für netzdienliche Anwendungsfälle geeignet ist. Die Entwicklung und Demonstration des Altdorfer Flexmarktes gilt als wesentlicher Baustein von zukunftsfähigen Verteilnetzen. Das Projekt hat gezeigt, dass ein Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Praxis die bedarfsgerechte und skalierbare Umsetzung von Innovationen für die Energiewende ermöglicht und damit die Belange der Bürger:innen berücksichtigt.

Ansprechpartner

Simon Köppl, FfE München, Am Blütenanger 71, 80995 München, SKoeppl[at]ffe[dot]de, Tel. 0049 89 158121-78
Dr. Roland Hofer, Bayernwerk AG, Lilienthalstraße 7, 93049 Regensburg, roland.hofer[at]bayernwerk[dot]de